Portraits zeichnen in Athen 🍊

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Ich war in Perugia in den Bus nach Athen eingestiegen, Flavia hatte mir noch lange nachgewunken und dann begann eine 24 Stunden non-stop Tour über Jugoslawien nach Athen. Es war mir nicht möglich, länger als eine halbe Stunde am Stück zu schlafen, obwohl ich echt müde war. Schließlich kamen wir abends um ca. 20 Uhr in Athen an, aber Athen ist riesig groß und ich wusste nicht, wo sich die Adresse befand, die auf meinen Zettel gekritzelt war. Smartphones und Google Maps gab es damals nicht. Wir lebten noch sehr entschleunigt und sehr analog, was ich inzwischen vermisse....

Vorige GeschichteAuf nach Perugia!

oranegnbaum

Ich war jedoch mehr von der fremden Kulisse überwältigt, als von der Sorge, die Adresse nicht zu finden. Was in Athen sofort auffällt, sind die Orangenbäume. Sie duften herrlich und sehen toll aus. Man glaubt, im Paradies zu sein. So wollte ich auch gleich an einer der "verbotenen Früchte" naschen, bereute dies jedoch sofort, da es sich um extrem saure Zierorangen handelt, die man nicht essen kann. Also man wird nicht krank davon, aber sie schmecken einfach nicht.

Es war wohl ungefähr 22 Uhr, als ich nach vielen nett gemeinten, aber falschen Wegbeschreibungen, die mich in entgegengesetzte Richtungen schickten, endlich bei Elena ankam. Ich war total kaputt und freute mich auf ein bequemes Bett und klingelte. Elena und ein Typ machten auf, ich erklärte kurz wer ich war und woher ich die Adresse hatte und man hieß mich sehr herzlich willkommen. Ich sei genau richtig gekommen. Sie wollten nämlich gerade zu einer Party aufbrechen und ich musste natürlich mitkommen!

bar

Oh Gott, wieder nichts mit schlafen. Aber ich konnte jetzt nicht so unhöflich sein und sagen "Nee, keine Lust. Bin totmüde". Also zogen wir los zur Party. Wir fuhren eine Weile und nach einigen Unstimmigkeiten über die Fahrtroute kamen wir an. Es stellte sich heraus, dass eine Freundin von Elena eine Bar eröffnet hatte und die wir vorhatten, einzuweihen. Despina, ich nenne sie mal so, da ich ihren Namen nicht erinnere, war also die Inhaberin der neuen Bar und hatte vor, uns ihr Talent Drinks zu mixen unter Beweis zu stellen. Wir tranken und tanzten abwechselnd bis alle hackedicht waren. Es war wohl 4 Uhr morgens, als wir alle 8 zu Elena zurück fuhren und auf die vorsorglich zusammen geschobenen Matratzen fielen. Komplett mit Klamotten. Aus der Vogelperspektive müssen wir ausgesehen haben, wie ein Haufen Mikadostäbchen. Ich hatte einen Fuß im Gesicht und jemandes Arm hing schlaff über meinem Körper.

Aber die Griechen können nicht nur feiern, sondern auch arbeiten. Tapfer standen alle um 8 Uhr auf, gähnten, kratzten sich schweigend, tranken schnell einen Kaffee und dann ging's zur Arbeit. Ich nicht, ich konnte weiter schlafen. Herrlich...

Portraits auf der Akropolis

Elena war ein bezaubernde Gastgeberin. Sie war sehr hübsch, sehr klein und ein kreativer Wassermann. Das Bad gefiel mir. Es bestand ganz aus Marmor. Auch der riesige Balkon, auf dem man Fussball spielen konnte, war aus Marmor. Marmor ist in Griechenland allgegenwärtig und nicht sehr teuer. Elena stellte mir ihre ganzen Freunde vor. Wir spielten alle möglichen Spiele, aßen Eis und hatten eine gute Zeit. Einmal wollte sie mich sogar verführen, aber ich war in meinen Gedanken eher beim Geld verdienen, denn ich konnte ihr nicht so lange auf der Tasche liegen.

athen akropolis

Ich bewarb mich erfolglos in Restaurants als Kellner und auch eine Firma, die Surfboards herstellte, wollte mich nicht, obwohl ich das "Shapen" ganz gut beherrschte und in der Firma meiner Eltern schon dutzende Surfboards gebaut hatte. Ich beriet mich mit Elena, die ja Modedesignerin war und sie meinte "Kannst du Portraits zeichnen?". Wir hatten wohl mal in Kunst Portraits gezeichnet, aber ich war darin nicht besonders gut gewesen. Aber ich könnte es ja einfach mal probieren. Elena meinte auf der Akropolis seien immer viele Touristen. Da könnte ich Glück haben. Ja gut, dachte ich mir, versuchen kann ich es mal. Und so schnappte ich mir einige Modemagazine und zeichnete diese die ganze Nacht ab, bis ich mich einigermaßen sicher fühlte und zu Bett ging.

Am nächsten Vormittag zog ich mit meinen Blättern und Stiften zur Akropolis und hockte mich auf einen Stein. Ich stellte mein Schild auf, das den Preis von 400 Drachmen (knapp 10 Mark damals) pro Portrait verriet. Es kamen auch gleich zwei sehr nette Holländerinnen, die ich abzeichnete. Die Portraits waren herzzerreißend schlecht, aber die beiden hatten wohl Mitleid mit mir und beschwerten sich nicht. Es kamen noch ein paar Leute und so hatte ich immerhin 30 oder 40 Mark zusammen. Aber das mit den Portraits hatte irgendwie keine Zukunft. Irgendeine handfeste Arbeite wäre mir lieber gewesen.

Auf nach Argos, Orangen ernten!

Elena hatte mir von einem Ort namens "Argos" auf Peloponnes erzählt, wo man gegen gutes Geld bei der Orangenernte helfen könnte. Das klang gut und das wollte ich unbedingt probieren. Richtige Arbeit für richtiges Geld. Sehr schön. Also verabschiedete ich mich von der netten Elena und fuhr mit dem Bus nach Argos ► Erntehelfer in Griechenland

Vorgelesen von Richy Schley

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