Wildkräuter Kur 🌼 Leben von der Natur

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Ich hatte mit Mitte zwanzig einen starken Wunsch, unabhängig zu sein. Auch was die Ernährung anging, wollte ich möglichst ohne fremde Hilfe zurecht kommen. Eigentlich fing das schon mit 5 an. Da habe ich mich gefragt, wie ich wohl überleben könnte, wenn meine Eltern plötzlich nicht mehr da wären. Ich machte Zeichnungen von einem Tipi Zelt und einem kleinen Hangsegler aus Tierhäuten, mit dem ich von einem Berg springen und sanft ins Tal gleiten würde. Kinderfantasien halt...

Naja, jedenfalls hatte ich vor, mal für eine Zeit an die Atlantik Küste bei Bordeaux zu gehen, denn da hatte ich auf dem Atlas (Google Maps gab es noch nicht) eine Gegend gesehen, die hieß "Les Landes". Eine weite Landschaft, wo es nur Wald gibt und das direkt an der Atlantikküste. Das müsste doch toll sein. Weit und breit keine Menschen, nur Natur... und Trinkwasser müsste irgendwo verfügbar sein, also ein Teich oder ein See.

Ich entschied mich für Mimizan, bzw. "Mimizan Plage". Plage (plaasch) heißt ja Strand und der Ort wird im Sommer von den Franzosen so gerne als Urlaubsziel besucht, wie bei uns die Ostsee. Aber ich wollte natürlich nicht in der Hauptsaison hin. Ich wollte ja allein und ungestört sein. Ich peilte eher März und April an.

mimizan plage

Und das Wichtigste war natürlich das Wildkräuterbuch von GU (Gräfe und Unzer Verlag). Ganz wichtig! Man sollte ohne Kenntnisse nichts aus der Natur essen, außer vielleicht Obst und Gänseblümchen oder so. Es gibt Pflanzen, die können einem große Probleme bereiten oder schlimmeres. Und vor allem muss man Pflanzen vor dem Verzehr immer gut mit Wasser abspülen, denn man weiß nie, welches Tier da vorher drauf gepinkelt hat! Nicht nur, dass allein die Vorstellung eklig ist, sondern es kann ja auch ein krankes Tier gewesen sein...Aber das steht auch alles im Buch drin.

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So ein Büchlein kann einem das Leben retten und es kostet nicht mal 10 Euro. Z.B. der Typ aus dem Film "Into the Wild" hätte wahrscheinlich überlebt, wenn er sich besser informiert hätte. Der hat sich nämlich eine Vergiftung zugezogen und ist daran gestorben. Eine wahre Geschichte, die von Sean Penn verfilmt wurde ► Youtube

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Wildkräuter und Trinkwasser

Dieses Mal war ich nach Frankreich getrampt, da ich keine Lust hatte, mit dem Rad zu fahren und Bahn fahren konnte ich mir nicht leisten. Das war auch kein Problem. Ruckzuck war ich in der richtigen Gegend angekommen und musste nur noch ein kleines Stück bis "Mimizan Plage" laufen. Die Ferienhäuser und die Geschäfte waren fast alle geschlossen. Zeichen dafür, dass es ein Urlaubsort war.

Mimizan ist ja auch bekannt für seine Dünen und ich freute mich schon auf einen weiten Strand und das Meer. Und genauso sah es da auch aus. Ich lief 2 oder 3 Kilometer den Strand entlang. Rechts die donnernde Brandung des Atlantik und links die Dünen. Dahinter kam Wald.

Als ich mich weit genug von der Zivilisation entfernt fühlte, ging ich über die Düne und stand sofort mitten im Wald. Ich war gespannt auf die Pflanzen dort und vor allem auf das Trinkwasser! Ich hatte auf der Karte mehrere kleine Teiche gesehen.

mimizan plage trinkwasser

Natürlich kann man das Wasser aus einem Teich nicht einfach so trinken. Kann man schon, aber vielleicht ist ein Tier im Wasser verendet oder was weiß ich. Jedenfalls hatte ich einen Wasserfilter dabei, so einen, wo das Wasser durchläuft, also ohne Pumpe. Die sind am billigsten, am leichtesten und funktionieren super. Die guten zumindest. Ich habe da auch ein Video drüber gemacht. Da ist es...

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youtube-Video

Ich fand den Teich auch gleich. Er sah ganz idyllisch aus, aber nicht sehr einladend, was das Wasser anging. Ich hatte aber Vertrauen zu meinem Wasserfilter (warum auch immer) und filterte mir sogleich einen kleinen Wasservorrat, der auch glasklar war und frisch roch und schmeckte. Auch essbare Pflanzen fand ich ziemlich schnell. Gänseblümchen, Wiesenklee, Löwenzahn und mehr. Ich sammelte sie in eine kleine Plastikdose.

Mein kleines Zelt war schnell aufgebaut. Das war zwar nicht legal, aber da ich kein Feuer anzünden wollte, stellte ich keine Gefahr dar. So verbrachte ich die erste Nacht, meine Wildkräuter kauend und war verwundert, dass ich gar keinen Hunger verspürte. Das liegt an den Bitterstoffen in den Wildkräutern. Die geben einem ein Sättigungsgefühl.

Hinter der Düne war die extrem laute Brandung viel erträglicher und sorgte für einen tiefen Schlaf. Die frische Meeresluft sowieso. Sobald man aber über die Düne kam, donnerte einem der Atlantik entgegen. Da habe ich gleich mal eine schöne Atemübung gemacht, bei der man am Ende ganz laut schreit. Egal wie laut ich schrie. Ich konnte mich selbst kaum hören, so laut war es!

So verbrachte ich viele Tage am Mimizan Plage, aß meine Wildkräuter und trank das gefiltert Wasser aus dem Tümpel, das herrlich frisch schmeckte, nachdem es gefiltert war. Ich habe übrigens mal Wasser aus der Donau getrunken. Danach war ich sofort krank, aber das lag auch daran, dass der Wasserfilter keinen Kohlefilter hatte, der die Chemikalien heraus filtert.

Was aber am auffälligsten war: ich brauchte nur vier Stunden Schlaf und ich konnte unheimlich scharf sehen. Mein Körper fühlte sich total fit an und mein Geist war klar. Ich bin dann wieder nach Hause getrampt, lief so durch die Stadt und kam an einem Dönerladen vorbei. Da hatte ich jetzt Lust drauf! Aber schon nach den ersten drei Bissen merkte ich, wie meine Wachheit und meine sprühende Energie nach unten sanken, wie in einem Fahrstuhl, der abwärts fuhr. Das wäre mir mit jedem anderen ähnlichen Essen genauso passiert, da bin ich mir sicher. Außer mit einem Salat vielleicht.

Alles in allem eine tolle und lehrreiche Erfahrung, wie man mit wenig in der Natur überleben kann.

Vorgelesen von Richy Schley

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