Pfeiffe selbst gebaut 🌻 Mit Schweizer Messer
Hinweis: Kauflinks verweisen auf Amazon-Angebote, die mir eine kleine Provision bezahlen, um meinen Kanal/Website zu unterstützen.Ich war in Südfrankreich mit dem Fahrrad unterwegs und war sowas von pleite. Aus Mitleid oder aus Freundlichkeit oder aus beidem hatte mir der Texaco Tankwart ein "Opinel" Messer als Werbegeschenk vermacht. Ich wollte eigentlich nur die Toilette benutzen und meine Trinkwasserflasche auffüllen. Ich bedankte mich höflich und setzte meine Fahrt in der glühend heißen Sonne fort.
Französisches Opinel Messer (10 Euro) ► Amazon

Ich war gut drauf, es ging mir gut, obwohl ich völlig abgebrannt war. Aber so gerne hätte ich mich jetzt wie Tom Sawyer unter einen Baum in den Schatten gesetzt und eine Maiskolben Pfeiffe geraucht und wäre dabei gemütlich meinen Gedanken nachgegangen. Und da erschein plötzlich ein Gedanke in meinem Geist und der sagte "Mach etwas aus dem, was da ist. Es ist alles da, was du brauchst!"
Maiskolben Pfeiffe (5 Euro) ► Amazon
Wow! Das gefiel mir! Ich schaute mich sofort um und konnte aber auf den ersten Blick nichts brauchbares finden. Ruhig ließ ich meinen Blick forschend über die Dinge gleiten, als mir Schilfsträucher auffielen, die ungewöhnlich dick waren. Überhaupt sind auch viele Wildkräuter in Südfrankreich viel größer, als in Deutschland.
Dieses Schilfgras... könnte das vielleicht? Ich schaute es mir an, betastete es. Es war mehr als 2 Meter hoch, schön fest und teilweise daumendick und mehr. Das könnte klappen. Ich hatte natürlich immer ein Schweizer Taschenmesser dabei! Das war zu meiner Standardausrüstung geworden und ist es bis heute geblieben.

Ich suchte mir das geeignete Baumaterial aus, schnitt es ab und machte den Pfeiffenkopf aus dem dicken Schilf. Da mein Taschenmesser auch eine Säge hatte, konnte ich das Schilf bequem zurecht sägen. Aus dem dünnen Material machte ich den Stiel und das Mundstück. Das Loch in den Pfeiffenkopf bohrte ich mit der spitzen Reibahle, die fast jedes Schweizer Taschenmesser hat und wo man sich fragt "Wozu soll das Ding eigentlich gut sein?" und vor allem das kleine Loch, das ist nämlich zum Nähen.
Schweizer Taschenmesser mit Säge und Reibahle ► Amazon
Jetzt waren beide Teile fertig und ich konnte sie zusammen stecken. Zack, zusammen gesteckt. Das war ja einfach. Ich sog ein bisschen daran, die Luftzufuhr klappte schonmal gut. Jetzt müsste ich nur noch Tabak haben... Woher Tabak nehmen? Muss es überhaupt Tabak sein? Kein Tabak weit und breit. Könnte man vielleicht getrocknete Tannennadeln rauchen? Ich wollte ja nicht auf Lunge rauchen. Pfeiffe raucht man ja sowieso nicht auf Lunge. Ist ja nur für den Genuss.
Ich suchte mir ein paar vetrocknete Tannennadeln, die überall auf dem Boden herumlagen, zerrieb sie ein wenig, steckte sie in den Pfeiffenkopf und versuchte sie anzuzünden. Sie fingen sofort Feuer, ich sog, um die Glut zu entfachen und nach einer Weile stiegen kleine Rauchwölkchen auf und ich hatte zumindest ein Raucherlebnis. Nicht ganz so toll, wie mit echtem Pfeiffentabak, aber es taugte, um mich zu entspannen und den harzigen Geruch der Tannennadeln zu genießen. Und ich hatte das Gefühle, eine geniale Lösung gefunden zu haben. Das tat mir gut.
Was hat mich dieses Erlebnis gelehrt? Eine ganze Menge: bevor man aufgibt und die Lage als hoffnungslos beurteilt, immer erstmal umschauen, ob nicht doch noch eine Möglichkeit besteht. Ich sage mir dann "Es ist alles da, was du brauchst." Das öffnet meinen Geist. Und vor allem immer ein Schweizer Taschenmesser dabei haben!
Vorgelesen von Richy Schley
