Gastfreundlicher Messie 😧

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Es war während meiner Wanderjahre, als ich mal wieder in Freiburg war. Ich spielte Didgeridoo oder legte die Tarotkarten, je nachdem, was die winterlichen Temperaturen erlaubten. Ich denke es war wohl Dezember. Jedenfalls ging ich abends, wenn ich Feierabend machte, nochmal was essen. Was, das hing von meinem Appetit ab und davon, wie gut der Tag gelaufen war vom Umsatz her. Das war gerade vor Weihnachten sehr unterschiedlich, da es manchmal "Weihnachtsgeld" in Form einer großzügigen Spende gab. Außerdem spielte der Mitleidsbonus wegen der Kälte auch eine Rolle. Ich hatte ziemlich oft Blasenentzündung.

Inzwischen hatte ich einen Döner gegessen und wollte mich an meinen Schlafplatz zurück ziehen, die Dreisam Brücke in der Innenstadt. Dort war ich vor Regen und Schnee geschützt und der Untergrund war einigermaßen eben. Die Pflastersteine störten nicht weiter, da ich eine Isomatte hatte. Als ich gerade meinen Schlafsack ausrollen wollte, sprach mich ein junger Mann an und wir redeten ein wenig über dies und das.

Er bot mir einen Schlafplatz bei sich zu Hause an, wo er mit seiner Mutter zusammen lebte. Normalerweise nahm ich solche Angebote nicht an, weil ich die Leute ja nicht kannte und ich hatte schon so einiges Überraschendes erlebt. Aber dieses Mal willigte ich ein und wir liefen eine Viertelstunde die Straße an der Dreisam entlang, als er vor einem kleinen Haus stehen blieb und mir bedeutete einzutreten.

Er hatte mir unterwegs erzählt, dass er dort mit seiner alten Mutter lebte, aber das sagte ich schon. Was er mir verschwiegen hatte war, dass seine Mutter ein echter Messie war. Wir traten also in die Wohnung ein und standen sogleich in der Küche, wo seine Mutter in einem alten Sessel saß und fernsah.

Die Luft war drückend, irgendwie klebrig und es roch nach Essen. Aber nicht so, als ob jemand gerade etwas leckeres gekocht hätte, sondern irgendwie muffig. Und wie das da aussah. Global gesprochen "total dreckig!". Überall lagen irgendwelche Essensreste herum, schmutziges Geschirr, dreckige Töpfe, an denen vertrocknete Essensreste klebten. Aufgrissene Tüten, überall Krümel. Und der Boden erst... alles voll mit... ich wollte sagen Dreck. Eben nicht nur angetrocknete Ränder von vergossenem Tee oder Essen oder was immer das war, sondern richtig makroskopischer Dreck. Essen, das runtergefallen war und sich mit der Zeit festgetreten hatte.

Es schüttelte mich innerlich vor Ekel und nachdem ich einige freundliche Worte mit der Mutter gewechselt hatte, fragte ich ihn, wo er hier wohnte. Er meinte er würde oben wohnen. Bei ihm wäre es aber sauber. Ich müsste aber unten schlafen. Ok, alles klar. Das kam auf gar keinen Fall infrage. Ich machte den Abschied kurz, dankte ihm für das freundlich und sicher nett gemeinte Angebot und verabschiedete mich.

Dann würde ich mich doch lieber unter meiner geliebten Brücke in meinen warmen Schlafsack kuscheln ohne Dreck und mit frischer Luft.

Vorgelesen von Richy Schley

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